Let’s Read “White Night” / Teil 4: Klänge aus der Finsternis

Endlich habe ich ein klares Ziel vor Augen: Ich muss in die Bibliothek! Ich bin mir zwar noch nicht sicher, welche Absichten die leuchtende Frau verfolgt, aber habe ich denn eine Wahl? 

Ganz so einfach soll es dann doch nicht werden: Ich klinke die Tür zur Bibliothek – abgeschlossen. Das war ja zu erwarten. Ich muss mich also erst einmal auf Schlüsselsuche begeben. Den derzeitigen Raum hatte ich jedoch schon komplett untersucht und nichts Schlüsselähnliches finden können. Hier ist er also nicht. Also heißt es zurück in den Hausflur, vielleicht hat sich ja in der Zwischenzeit etwas verändert.

Kaum habe ich den Flur erreicht, schaltet sich plötzlich das Licht aus. Was sollte das denn bitte?! Die Stimmung kommt mir bekannt vor und sie gefällt mir überhaupt nicht. Ich muss schnell wieder den Lichtschalter finden. Wo war er gleich noch? Nie klappt etwas auf Anhieb, wenn es es mal schnell gehen soll. Das Cello-Spiel wird immer bedrohlicher. Mein Herz klopft. Schnell, schnell… Hier ist er! Licht an und – wah! War da schon wieder ein Schatten? Egal, jetzt ist er weg und der Flur erstrahlt wieder im gewohnten weißen Licht. War die Tür eben auch schon offen? Ich hasse es, wenn soetwas passiert. Warum muss ich mich hier eigentlich von einem Geist an der Nase herumführen lassen?  Aber nun gut, ich wollte es ja so. Ein weiterer Raum ist jedenfalls offen und ich kann den Schlüssel weiter suchen.


Die Schatten werden klarer

Im Raum amgekommen schalte ich zur Sicherheit als Erstes das Licht an, das auch hier gerade einmal den Sessel beleuchtet. Ich habe die vage Vermutung, dass ein komplett ausgeleuchteter Raum, wie beispielsweise der Eingangsbereich, eher die Ausnahme bleiben wird. Wäre ja sonst auch zu einfach – aber auch zu schön für mich gewesen.Egal, ersteinmal speichern und dann kann ich in Ruhe den Raum unter die Lupe zu nehmen, der sich kaum vom letzten Raum zu unterscheiden scheint. Wieder die gleichen Familienportraits, wieder die gleiche Tapete, wieder die gleichen Vorhänge vor den Fenstern, die – wie ich gerade feststelle – keine Griffe besitzen, um sie zu öffen. (Was für ein Zufall. Ich hätte es zur Abwechslung mal mit Fensterscheiben einschlagen versucht. Ich wage zu bezweifeln, dass sich hier noch Hilfe finden lässt. Aber wie gesagt: Wer bin ich, um das zu beurteilen?) Der Hauseigentümer hält wohl nicht viel von Veränderungen.

Da wundert es mich kaum, dass sich selbst im Schnitt des Raumes Parallelen zum ersten Raum erkennen lassen: Denn genau wie bei dem geht auch von hier ein weiterer Raum ab – mit einem entscheidenden Unterschied: die Tür hier steht bereits sperrangelweit offen. Gut für mich. So kann ich mich ungehindert in den zweiten Raum begeben – und drehe gleich wieder um: Da war wieder so ein Schatten. Nur, dass ich ihn dieses Mal klar erkennen konnte und freundlich der sieht nicht wirklich aus:

Das Ding sah aus wie aus einem Märchen – eins von denen, wo Kinder in einem düsteren Wald von einer Hexe verschlungen werden. War es real? Wahnvorstellung oder nicht, ich versuchte, nicht weiter daran zu denken. Nur ein Irrer hatte irre Gedanken.

White Night

Ich glaub, ich bleib dann doch lieber noch ein bisschen hier. Ich weiß, dass ich es dadurch nur aufschiebe – irgendwann muss ich da rüber – aber ich will da grad wirklich nicht hin. Irgendetwas muss es hier doch noch zu entdecken geben und tatsächlich. Neben einigen Briefen und Tagebucheinträgen, finde ich eine Schatulle, auf der das Symbol der Venus eingraviert ist. (Das Zeichen findet sich hier überall im und ums Haus, ich frage mich, ob es da noch eine tiefere Bedeutung gibt oder ob das Anwesen dadurch nur noch mystischer wirken soll. Ich fürchte eher letzteres.) Viel anzufangen weiß ich mit dem Kästchen aber noch nicht, denn wie immer ist es verschlossen. Ich kann also einen weiteren Schlüssel auf meine Liste schreiben. Viel interessanter ist da hingegen das Grammophon in der anderen Ecke des Raumes, denn kaum will ich den alten Schallplattenspieler genauer unter die Lupe nehmen, zeigt sich wieder die weiße Frauengestalt im anliegenden Raum.

Ich beschloss, ihre Anwesenheit einfach zu akzeptieren. Immerhin war sie das einzige seltsame Phänomen in dieser Nacht, das nicht versucht hatte, mich umzubringen.

White Night

Treffer! Noch gibt der Plattenspieler zwar nur leeren Staub von sich, ich scheine mich aber zumindest auf dem richtigen Weg zu befinden. Jetzt muss ich nur die passende Platte finden. Ich fürchte, dazu muss ich mich dann aber doch in den anliegenden Raum begeben. Nocheinmal kurz den Streichholzvorrat auffüllen – auf dem Tisch in der Mitte des Raumes finde ich eine Schachtel -, ein Lichtlein anzünden und dann taste ich mich vorsichtig rüber. Bitte, bitte, lass den Geist wieder weg sein! Gott sei dank. Ein Schatten ist nicht in Sicht.


Tragische Liebesgeschichten?

Dieses Mal scheine ich mich in einer Art Speisesaal zu befinden: Nahezu der gesamte Raum wird durch eine lange Tafel ausgefüllt, auf deren vorderer Front sich seltsamerweise ein altes Standmikrofon erkennen lässt. Was hat das hier zu suchen? Wie auch immer, ich will hier nur die Schallplatte finden und den stockfinsteren Raum so schnell wie möglich wieder verlassen. Denn der Lichtschalter ist hier komplett hinüber und ich fürchte, jeden Moment wieder auf den Geist zu treffen, ohne es rechtzeitig bemerken zu können. Statt einer Platte finde ich jedoch als Erstes nur einen Holzscheit – vermutlich für den Kamin am anderen Ende des Raumes.

Ohne den kann ich die Truhe nicht öffnen, die sich neben den Kamin befindet und darin wird sich wohl die Platte befinden, die ich so dringend benötige. Der Verletzte muss nämlich seine gesamte Kraft aufwenden, um das schwere Gerät überhaupt aufstemmen zu können. Die linke Hand ist jedoch noch mit einem Streichholz belegt. Also, brauchen wir eine andere Lichtquelle und das elektrische Licht funktioniert nicht – tada! Muss eben der Kamin herhalten (der sich praktischerweise gleich neben der Truhe befindet). Ein Holzscheit habe ich also schoneinmal. Jetzt müssen nur noch mehr her! Es dauert auch nicht lange, bis ich ein zweites Stück Holz in der Nähe des Kamins finde, den ich gleich zu dem ersten auf die Feuerstelle lege. Und das reicht sogar schon! Schnell ein Streichholz anzünden, das Feuer entflammen und schon kann ich die geheimnisvolle Truhe öffnen.

White Night

Release: 06.03.2015
Genre: Survival, Horror
Entwickler: OSome Studio
Publisher: Activision
Plattformen: PC, PlayStation 4, Xbox One

Ha! Wie erwartet: die Schalltplatte “Smoke and Mirrors” von Selena Sandvik. Daneben noch ein Brief von Selena an William. Bei der Selena in den Briefen und der Jazz-Sängerin handelt es sich also tatsächlich um ein und dieselbe Person. William Vesper war also weitaus mehr als nur ein Fan ihrer Musik. Was da wohl passiert ist? Das Datum auf den Briefen liegt noch nicht allzu lange zurück, aber in diesem Haus scheinen die beiden wohl kaum ihr Glück gefunden zu haben…

Genug der Spekualtionen, ich flüchte lieber schnell wieder in den anderen Raum und lege die Platte auf das Grammophon. Noch die Nadel richten – und schon erscheint wieder der Geist dieser Frau vor dem Mikrofon im anliegenden Raum. Sie singt. Diese Klänge kommen mir bekannt vor, es ist das Lied, was zu Beginn des Spiels während der Autofahrt zu hören war. Ein Zufall? Wohl kaum. Als sie ihr Lied wieder beendet hat, verschwindet sie gleich wieder – jedoch nicht, ohne mir den Bibliotheksschlüssel zu hinterlassen…

Was sich nun in der Bibliothek befindet, erfahrt ihr hier.



Alle Teile in der Übersicht:

Teil 1 / Teil 2 / Teil 3 / Teil 4 / Teil 5

Caecilia
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Caecilia

Ehemaliger(?) "Final Fantasy"-Freak. Hat durch die Liebe für das Japanische Rollenspiel zum Videospiel gefunden. Nachdem der Traum vom Leben im Land der aufgehenden Sonne schon am Sushi-Hass zerplatzte, fand die Musik- und Theaterwissenschaftlerin mit den Game Studies einen passenden Ersatz; ging ihren Dozenten deswegen permanent mit Hausarbeiten zu Videospielmusik, Avatartheorien oder Bewegungssteuerungskonzepten auf den Leim; versuchte sich nebenher als Redakteurin beim RETRO-Magazin oder stockte ihre Spielesammlung mit Aushilfsjobs bei GameStop auf. Ihr großer Traum: Mit einer Professur das eigene Hobby durch die Uni finanzieren zu lassen. Bis dahin tobt sich eben auf schraeglesen aus und bezahlt die Spiele vorerst aus eigener Tasche. Wegen ihrer Vorliebe für Indie Games hält sich der finanzielle Aufwand dabei zum Glück in Grenzen.

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